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«Tango» fahren will getestet sein

Die Appenzeller Bahnen luden zur ersten Testfahrt mit einer der elf neuen Zugkompositionen «Tango».

Bis so ein «Tango» perfekt harmoniert und rund läuft, benötigt es einiges an Trainingseinheiten. Das ist bei den neuen «Tango»-Zugkompositionen der Appenzeller Bahnen (AB) nicht anders. Seit einigen Wochen werden die neuen Modelle der Stadler Rail auf Herz und Nieren getestet. Ab dem 7. Oktober werden die ersten «Tangos» auf der Strecke Trogen-St.Gallen-Appenzell in den normalen Betrieb gehen. Auf den Fahrplanwechsel hin (9. Dezember) werden alle elf Kompositionen einsatzbereit sein und die fünf alten «Trogerbähnli» gen Neuenburg weiterverkauft.

Es wird ruhig in Teufen werden, sobald ab dem 9. Dezember auf den AB-Gleisen schmalspurige «Tangos» fahren. Die elf neuen Zugkompositionen, die insgesamt 84 Mio. Franken kosten, werden sich merklich leiser durch das Dorf bewegen, als ihre Vorgänger. «Vor allem der Triebwagen ist bei den alten Zügen eine enorme Lärmquelle. Sowohl Antrieb als auch Gewicht sind bei den neuen Strassenbahn-Modellen viel gleichmässiger verteilt», erläuterte AB-Direktor Thomas Baumgartner anlässlich der ersten «Tango»-Testfahrt gegenüber den Medien. Gerade bei niedriger Geschwindigkeit, wie im Zentrum von Teufen, können die neuen «Tangos» bedeutend schneller bremsen als die alten Züge.

Bereits seit einigen Wochen werden die «Tangos», die sukzessive bis Dezember von der Stadler Rail angeliefert werden, intensiven Tests unterzogen. Dazu werden alle nur erdenklichen Szenerien simuliert, die während eines Bahnjahres auftreten könnten. So wird beispielsweise Schmierseifenwasser auf die Schienen geträufelt, um zu sehen, wie die Bremsen reagieren, wenn Tau, Pollen oder Laub auf den Trassees liegt. Auch die beachtlichen Steigungen und Radien auf der Einsatzstrecke sind eine spezielle Herausforderung für dieses Strassenbahnmodell. Eine weitere Knacknuss ist die Tatsache, dass auf der Strecke Trogen-St.Gallen-Appenzell zwei unterschiedliche Stromnetze benutzt werden. Konkret bedeutet dies, dass bei jeder Fahrt ausgangs und eingangs St. Gallens das Netz gewechselt wird. Die «Tango»-Testläufe nehmen denn auch rund sieben Wochen mehr in Anspruch, als diejenigen für die «Walzer»-Züge, die auf der Strecke Appenzell-Gossau verkehren werden. «Das Tango-Modell - eine Kombination von Strassenbahn, die auch Überland fährt - ist in der Schweiz einzigartig. Analogien und Erfahrungen können deshalb keine herbeigezogen werden», begründet Adrian Wetter, Leiter Projekte Rollmaterial bei den AB, die intensiven Belastungsproben.

Die «Tangos» sind 25 Zentimeter schmäler als der Typ «Walzer». Aus diesem Grund können die beiden Modelle nicht auf demselben Streckennetz ausgetauscht werden. Die «Tangos» sind auf den ganzen 50 Metern Länge ohne Unterbruch zugänglich. Neu können AB-Kunden auch auf der Strecke Trogen-St. Gallen-Appenzell in einem 1. Klasse-Abteil Platz nehmen. Während zwölf Sitzplätze in der 1. Klasse zu finden sind, stehen in der 2. Klasse deren 133 zur Verfügung. Stehplätze gibt es 240. Ergänzt wird das Angebot durch die sogenannten Funktionsabteile mit 20 Kappsitzen, in denen Fahrräder, Kinderwagen oder grosse Gepäckstücke Platz finden. Durch den Niederflureinstig wird Menschen mit Handicap ein ebenerdiges Ein- und Aussteigen ermöglicht. Anders als beim «Walzer» können die «Tangos» an gut frequentierten Tagen nicht mit zusätzlichen Wagen ergänzt werden. Sobald Erfahrungszahlen vorliegen, wird bei Bedarf der Viertelstundentakt ausgeweitet.