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«Doppelspur wird Beruhigung bringen»

Wie nimmt die ältere Bevölkerung die Entwicklung von Teufen war und wie lebt es sich heute als Senior im Dorf?

Stellvertretend für die Senioren des Dorfes erzählt Peter Zellweger seine persönliche Geschichte und schildert seine Wahrnehmung als Pensionär in Teufen.

Peter Zellweger ist ein Ur-Teufner und hat als solcher in den letzten Jahrzehnten die Veränderungen im Dorf hautnah miterlebt. Seit 36 Jahren leben er und seine Frau Ursula an der Sammelbüelstrasse. Den TeufnerInnen wird Peter Zellweger vom Bankschalter her bekannt sein. Schliesslich war der gelernte Metzger über zwanzig Jahre für die Kantonalbank und später für die SBG (heute UBS) tätig. Doch der Reihe nach: Peter Zellweger beginnt mit seinen Erzählungen im Jahr 1959. Damals übernahm sein älterer Bruder Hans das elterliche Restaurant und die Metzgerei «Illge». «Zu dieser Zeit existierten in Teufen noch fünf Metzgereien. Als 1976 die Migros mit einer bedienten Fleischtheke eröffnet wurde, gab mein Bruder die Metzgerei auf und vergrösserte das Restaurant», erinnert sich Peter Zellweger.

Von der Metzgerei zum Polizeiposten
Dass Peter Zellweger ebenfalls Metzger lernte, war ein spontaner Entscheid. Als er seinem Bruder bei dessen Meisterprüfung attestierte, bekam er daraufhin vom Fachexperten eine Lehrstelle als Metzger angeboten und da Peter Zellweger zu diesem Zeitpunkt ziemlich schulmüde war, schlug er sofort ein und absolvierte seine Lehre in Weinfelden. Danach besuchte er die Handelsschule und unterstützte anschliessend seinen Bruder in der «Ilge». Nach Militär und Wanderjahren in Zürich, bewarb sich der sportbegeisterte Teufner 1964 auf eine Stelle als Sekretär beim Kantonspolizeiamt in Trogen. «In diesen Jahren bestand das Polizeikorps von Ausserrhoden aus zwei Beamten», blickt Peter Zellweger zurück. Nach Einführung des Kantonspolizeikorps absolvierte er die Polizeischule in Neuenburg. Bis 1981 lebten er und seine Frau in Trogen. Die Dienstwohnung, welche dem Paar von der Kantonalbank für die Ursula Zellweger damals tätig war, zur Verfügung gestellt wurde, war sowohl Segen als auch Fluch. Denn wenn immer auf dem Polizeiposten Not am Mann war, wurde Peter Zellweger aufgeboten – egal zu welcher Uhrzeit.

KB-Untergang hautnah miterlebt
Den ständigen Präsenzzeiten überdrüssig geworden, suchte Peter Zellweger 1981 eine neue berufliche Herausforderung, die er in Form der KB-Filiale in Teufen fand. Hautnah bekam Peter Zellweger den Kantonalbank-Verkauf an die Schweizerische Bankgesellschaft SBG (heute UBS) mit: «Eine Kundin, die am Morgen an den Schalter kam, wusste vor uns Mitarbeitern vom Verkauf. Wir wurden erst im Verlaufe des Tages vom Hauptsitz in Herisau informiert und auch das nur sehr oberflächlich.» Nichts desto trotz bekam Peter Zellweger die neuen Besitzverhältnisse nur sehr marginal zu spüren. «Ich war überrascht und erfreut ob der grossen Kundentreue, die uns die Teufnerinnen und Teufner erwiesen», betont der ehemalige Bankkassier.

Langtunnel als verpasste Chance
Peter Zellweger kennt Teufen wie seine Westentasche. 1982 bezogen er, seine Frau, der 1977 geborene Sohn Reto, sowie Peters Mutter das neue Wohnhaus an der Sammelbüelstrasse. 1983 wurde die Familie durch die Geburt von Tochter Anita komplettiert. «Die Bodenpreise in Teufen waren damals schon für eine junge Familie ziemlich happig», erinnert sich Peter Zellweger. Was hat sich in all den Jahren, die er nun «sein» Teufen kennt, im Dorf verändert? «Auch wenn die Bevölkerung von knapp 5000 in meinen Jugendjahren auf heute 6000 angewachsen ist, hat es weniger Detailhandelsgeschäfte. Teufen bietet weniger Arbeitsplätze als noch vor dreissig Jahren.» Im Weiteren beobachtet der rüstige Senior, dass bei den meisten Zuzügern die schöne Wohnlage und die niedrigen Steuern bei der Wohnsitzeruierung matchentscheidend sind. «Wirklich am Dorf und dem Gemeinschaftsleben interessiert sind nur wenige Neo-Teufner», findet Peter Zellweger. Und wie steht er zum Jahrhundertprojekt? «Ich persönlich erachte es als verpasste Chance für Teufen, dass kein Langtunnel realisiert wird. Der Langtunnel wurde von vorneherein als utopisch betitelt. Aber manchmal braucht es doch einfach auch eine Portion visionären Mut. Schliesslich konnte sich vor Vierzig Jahren auch kaum jemand vorstellen, welch ein Gewinn eine Umfahrungsstrasse für Teufen bringen kann.

Doppelspur wird Beruhigung bringen
«Auch heute noch bekunde ich Mühe mit der damaligen Argumentation der Langtunnel-Gegner. Diese wurden nicht müde zu betonen, dass die Mehrkosten eine Steuererhöhung zur Folge gehabt hätte, aufgrund derer sich finanzstarke Bewohner von Teufen abgewendet hätten. Wir konnten uns in Teufen in der Vergangenheit einiges leisten, da wäre im Vergleich dazu das Geld für einen Langtunnel sicher sinnvoll investiert gewesen», ist Peter Zellweger überzeugt. Nichts desto trotz kann er der geplanten Doppelspur durchaus Positives abgewinnen: «Sie wird sicherlich eine Verkehrsberuhigung mit sich bringen. Bisherige, fleissige „Quer-durchs-Dorf-Fahrer“ werden hoffentlich auch erkennen, dass es mühsam ist, ständig mit dreissig Stundenkilometern der Bahn hinterherzufahren und vermehrt auf die Umfahrungsstrasse ausweichen.» Der leidenschaftliche Wanderer und Velofahrer befürchtet aber, dass der Viertelstundentakt auf der Hauptstrasse den Dorfkern nicht attraktiver machen wird. «Sämtliche Verkehrsteilnehmer werden sich stark umgewöhnen müssen. Dem gegenüber begrüsse ich es sehr, dass ein durchgehendes Trottoir und eine Velospur vorgesehen ist.»