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«Diese Gesamtschau ist für das BAV wichtig»

Anna Barbara Remund, Abteilungsleiterin Infrastruktur und Vizedirektorin Bundesamt für Verkehr (BAV), erläutert im Interview, die Wichtigkeit und den Inhalt der Korridorstudie.

Das BAV lässt eine Korridorstudie für die Linie Appenzell-Teufen-St. Gallen-Trogen erstellen. Der Bund übernimmt dabei den Lead in der Doppelspurfrage in Teufen. Was von der Korridorstudie zu erwarten ist, erklärt Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des BAVs.

Wieso nimmt das BAV erst jetzt das Heft in die Hand, nachdem bereits eine Verifizierung des AB-Fahrplankonzeptes 2035 durch zwei Experten vorgenommen wurde?
Wir analysieren mit allen Regionalbahnen, die Angebotserweiterungen planen, ihre Vorhaben im Zuge des Angebotskonzepts 2035. Bei den Appenzeller Bahnen ist die Situation dahingehend besonders, da die grossen Infrastrukturausbauten mit dem Ruckhaldentunnel, dem neuen Rollmaterial oder dem Teufner Bahnhofumbau bereits abgeschlossen sind. Nun geht es darum, eine verbindliche und abschliessende Gesamtschau über das ganze AB-Netz zu erstellen. Die Abhängigkeiten im ganzen öV-Netz sind äusserst komplex und müssen minuziös austariert werden. Wenn nur ein Rädchen nicht schön ins andere passt, sind die Anschlüsse an gewissen Haltestellen nicht ideal. Damit wir ein umfassendes Bild erhalten, wird bei besagter Korridorstudie neu auch der Streckenabschnitt St. Gallen-Trogen miteinbezogen. Wir klären mit der vom BAV finanzierten Studie abschliessend und verbindlich, ob das ganze AB-Netz im Zeithorizont bis 2035 optimal in das nationale Angebot eingebettet ist und mit der gegebenen und geplanten Infrastruktur möglichst kundenfreundliche Anschlüsse gewährleistet werden können.

Die Korridorstudie soll Planungssicherheit für das regionale öV-Angebot gewährleisten. Welche Parameter müssen für diese Planungssicherheit erfüllt sein?
Damit die Planungssicherheit gewährleistet werden kann, wird in einer Korridorstudie ein grösserer Abschnitt eines Netzes einerseits auf seine räumlichen Abhängigkeiten untersucht; damit sind beispielsweise Anschlüsse, Verknüpfungen oder Transportketten gemeint. Andererseits werden auch die zeitlichen Abhängigkeiten beleuchtet, sprich die stufenweise Entwicklung anhand der Nachfrage und der Funktionalitäten. Schliesslich sind die betrieblichen Abhängigkeiten für ein optimales Angebot elementar. Dazu gehören beispielsweise ein funktionierendes Produktionskonzept, die Abstimmung der wechselseitigen Abhängigkeiten der Fahrpläne, Rollmaterial und Infrastrukturausbau.

Die Resultate der Korridorstudie gelten als verbindlich. Was heisst das genau?
Das bedeutet, dass die Ergebnissen der Korridorstudie für die weitere Planung massgebend sind. Wenn es allenfalls für einen Streckenabschnitt zwei vergleichbar zweckmässige Varianten gibt, finanziert der Bund die wirtschaftlichere. Eine allfällige Differenz müsste dann die betreffende Gemeinde aus eigener Tasche berappen.

Abschliessend noch ein kleine Prognose: Welche Erkenntnisse erwarten Sie aus der Korridorstudie?
Ich gehe davon aus, dass das Fazit zumindest für den bereits untersuchten Abschnitt Appenzell – Teufen – St. Gallen ähnlich ausfallen wird, wie in den beiden Verifizierungsberichten. Das nationale Angebotskonzept 2035 wurde unter Einbezug der involvierten Bahnen erstellt.

Interview: Rosalie Manser